Aus zwei Mach eins

50 Jahre WFO Meran
Wie HOB und LeWiT zur WFO wurden

Die italienische Oberschulreform (Dekrete Nr. 87, 88 und 89 vom 15. März 2010) vereinheitlichte das System der weiterführenden Schulen, indem es nur noch drei Schultypen zuließ: Gymnasien, Fachschulen und Berufsbildung, wobei auch in diesem Bereich die Erlangung der Reifeprüfung (Matura) möglich ist.

Aufgrund dieser Reform wurde im Schuljahr 2011/12 die Lehranstalt für Wirtschaft, Tourismus und Werbegrafik (LeWiT), welche seit 1962 existierte und ihren Sitz in der Galileistraße 33 hatte, mit der Handelsoberschule Meran (HOB), welche erstmals 1975 als Außenstelle der Handelsoberschule Bozen Klassen in Meran beherbergte, gemäß ihrer ähnlichen fachlichen Ausrichtung zusammengelegt, wobei nur die zwei Schwerpunkte der Handelsoberschule weitergeführt werden durften.

Im ersten Schuljahr mit dem neuen Schulverteilungsplan der Landesregierung vom 8. November 2010 blieben LeWiT und HOB sowie Teile ihrer Verwaltung weiterhin räumlich getrennt. Jene Klassen, die im Schuljahr 2010/11 ihre Oberstufenzeit begonnen hatten, beendeten ihre Schulkarriere auch noch mit den Bestimmungen ihrer „alten“ Schule; dasselbe galt natürlich für alle Schulen im Land. Die HOB blieb in ihrem Gebäude am Rennweg, erhielt aber aufgrund des Umzugs des Humanistischen Gymnasiums in sein neues Gebäude in der Otto-Huber-Straße im Schuljahr 2011/12 den Gebäudetrakt B hinzu. Die LeWiT zog im Schuljahr 2012/13 in das gemeinsame Schulgebäude am Rennweg ein. Somit war die Zusammenlegung, auch jene der Verwaltung, im Schuljahr 2012/13 abgeschlossen, womit die WFO Meran ihr aktuelles Gesicht erhielt.

Das Beste aus zwei Welten

Ferdinand Patscheider

(Direktor der HOB 2009-2011 und der WFO 2011/12)
Die größte Herausforderung der Zusammenlegung der beiden Schulen war zweifelsohne die emotionale Komponente; es geht hierbei um den Verlust einer Tradition und Schulkultur, der man sich verbunden fühlt, aber auch um die Angst, im Zuge der Fusion seinen Job und seinen sich hart erarbeiteten Status zu verlieren. Ich habe diesbezüglich in dem einen Jahr trotz der angespannten Stimmungslage viel Flexibilität und Kompromissbereitschaft von allen Seiten wahrnehmen dürfen.

Roland Stauder

(Schüler der HOB, Lehrkraft an der LeWiT und WFO Meran)
Die LeWiT war immer bekannt für ihr enormes Zusammengehörigkeitsgefühl und die Identifikation sämtlicher Beteiligten mit der Schule. Dies hat zu einer speziellen Verbindung zwischen ehemaligen Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geführt, die heute noch spürbar ist.
Die Zusammenlegung der beiden Wirtschaftsschulen hat die
positiven Erfahrungen aus beiden Schulwelten zusammengeführt und aus der WFO ein sinnvolles Kompetenzzentrum für die wirtschaftliche Ausbildung gemacht, eine Win-Win-Situation. 

Helene Kofler

(Lehrkraft an der LeWiT und WFO bis 2022)
Als Lehrperson der LeWiT wurde man zunächst ein bisschen „von oben herab“ betrachtet, aber dann lernte man uns doch schätzen. Wir „LeWiT-Lehrkräfte“ hatten stets auch das gesellige Beisammensein während der Pause gepflegt und es als wichtige Kraftquelle für den Lehrberuf empfunden. Das wurde auch in der WFO zum Alltag und führte zu einer guten Zusammenarbeit zwischen allen Lehrkräften. Ich hatte das Gefühl, dass die Schullandschaft mit der Schließung der LeWiT eine wichtige Anlaufstelle für jene Schülerinnen und Schüler verlor, die nach der Mittelschule unsicher waren, ob sie fünf weitere Schuljahre durchhalten würden.

Franco Bernard

(Lehrkraft an der HOB und WFO bis 2015)
Ich denke schon, dass der Zusammenschluss sinnvoll, eigentlich sogar notwendig war angesichts der geänderten Rahmenbedingungen. Wir an der WFO haben die Kolleginnen und Kollegen von der LeWiT wohlwollend aufgenommen, würde ich sagen. Man kannte sich ohnehin von verschiedenen Fortbildungsveranstaltungen. Also aus meiner Sicht kein Problem; aus der Sicht der Lehrkräfte der aufgelösten Schule hat das aber vielleicht anders ausgesehen.

Karin Schnitzer

(Sekretärin an der LeWiT und WFO Meran)
Die LeWiT zu verlassen tat mir sehr leid. Das Schulgebäude war wunderschön, man hörte keinen Straßenverkehr, die Aussicht zum Tappeinerweg, die Schulräume waren alle auf dem neuesten Stand und sehr hell, ein angenehmes Arbeitsklima.
Ich hatte großen Bammel vor dem Umzug in die WFO. Aus dem Sekretariat wurden nur ich und noch eine Kollegin in die WFO versetzt. Aber ich hatte Glück und wurde herzlich aufgenommen und fühlte mich sofort wohl.
Meiner Meinung nach ging mit der Auflösung der LeWiT viel verloren, vor allem die Mischung zwischen Betriebswirtschaft und Werbegrafik war ganz toll. Die Grafik-Fachrichtung hat viel Schwung in die Schule gebracht, sie hat die Schule bereichert.