Wir sind Kafka

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Personale scolastico

Wirtschaftsfachoberschule „Franz Kafka“, Meran, der Name Franz Kafka ist eng mit unserer Schule verbunden. 2020 ist das „Kafka-Jahr“ in Meran, vor 100 Jahren war dieser große deutsche Schriftsteller zu Gast in der Kurstadt, hier hat er bedeutende literarische Akzente gesetzt, hier hat er seine Spuren hinterlassen.

Doch wer war Franz Kafka?

Wie kommt ein Schriftsteller aus Prag dazu, Namenspender für die deutschsprachige Handelsoberschule bzw. die heutige Wirtschaftsfachoberschule Meran zu sein? Prag? Dichter? WFO? Wie passt das zusammen? Zunächst einmal: Zu Lebzeiten Franz Kafkas (1883-1924) gehörten sowohl Tirol als auch Tschechien (Böhmen) zur Habsburgermonarchie. Unsere Urgroßeltern reisten also im Inland, wenn sie von Bozen nach Prag fuhren, und umgekehrt natürlich auch. Aus Prag kamen damals viele „Touristen“ nach Meran, unter anderen auch Franz Kafka, der hier ein Lungenleiden auskurieren wollte, dem er schließlich doch erlag. Er wohnte im Frühjahr und Frühsommer 2020 in der Ottoburg in der Tobias-Brenner-Straße/Kreuzung Maiastraße. Kafka war der Sohn eines Kaufmannes und einer Unternehmerstochter. Auch das verbindet ihn mit vielen Schülern der WFO, deren Eltern auch oft in der Wirtschaft tätig sind. Seine Eltern führten ein Geschäft mit Galanteriewaren, das ist ein veralteter Ausdruck für modische Accessoires. Franz Kafka war zwar in Prag geboren worden und wuchs dort auf, seine Muttersprache war aber nicht Tschechisch, sondern Deutsch. Er gehörte damit – das verbindet ihn mit uns Südtirolern – einer sprachlichen Minderheit an, was in Böhmen damals nicht ungewöhnlich war. In Prag war ja 1348 immerhin auch die erste „deutsche“ Universität gegründet worden. An dieser Universität hat Franz Kafka studiert. Nicht etwa Germanistik oder Philosophie, wie man es von einem Schriftsteller erwarten würde, nein, er studiert Jura, wie so viele Abgänger der ehemaligen Hob oder LeWiT bzw. WFO auch. Nach Abschluss seines Studiums praktizierte er für einige Zeit in einer Anwaltskanzlei und dann beim Gericht in Prag. Schließlich landete er bei der Generali-Versicherung und kurz darauf bei der Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt. Das war für viele Jahre sein Brotberuf, denn seine Neigung galt damals schon lange dem Schreiben. Geschrieben hat Franz Kafka vor allem Parabeln (wo etwas wie ein Gleichnis), Erzählungen und Romane. In diesen Texten geht es um die unerbittlichen Mühlen des Gesetzes (Der Prozess), die undurchschaubare Bürokratie der Verwaltung (Das Schloss), die Ungerechtigkeit in Gesellschaft und Arbeitswelt (Der Verschollene). In seinen Werken bilden Staatsgewalt, Rechtsprechung, Verwaltung und Wirtschaft nicht selten den Hintergrund für die vordergründige Handlung. Franz Kafkas Name ist zum Synonym für alles Undurchschaubare und Angsteinflößende geworden. Wenn eine Sache oder Situation „kafkaesk“ ist, dann erlebt man sie als rätselhaft, unheimlich und bedrohlich. In diesem Punkt, so hoffen wir, unterscheidet sich unsere Schulwelt an der WFO „Franz Kafka“ doch grundlegend von der literarischen Welt ihres Namengebers.

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